Die Geschichte unseres Platzes, 3,7 km westlich der Burg Feuerstein, beginnt erst lange nach den Flügen des deutschen Motorflugpioniers Gustav Weißkopf oder den Brüdern Wright. Der Faszination des bemannten Fliegens hatte der Krieg wenig anhaben können. Allerorts wurde damals viel konstruiert und handwerklich selbst gebaut. Zunächst heimlich, denn nach dem Ende des zweiten Weltkrieges 1945 war das Segelfliegen bis zum Sommer 1951 durch die Siegermächte verboten.
Das erklärt, warum nach 1951 deutschlandweit viele Segelflug- (und ab 1955 auch Motorflug-) Vereine neu gegründet wurden oder wieder auflebten.
So soll auch ein namentlich nicht bekannter Konstrukteur 1952 eine Werkstatt gesucht haben. Fündig wurde er in Form einer ehemaligen Wehrmachtsbaracke auf dem Berg mit dem Flurnamen Feuerstein. Die Zeitschrift Thermik schrieb in einem Artikel 1954: „Während der Bauzeit an seiner Konstruktion fand er bei näherem Hinsehen auch genügend Platz zum Starten und Landen und sogar einen Hang zum Segeln.“ So nachzulesen in der Chronik von Herrn Ernst „Efendi“ Weber.
Obwohl es in der Fränkischen Schweiz viele mittelalterliche Burgen gibt, wurde die Burg Feuerstein erst 1941 erbaut. Sie diente als Forschungslabor für die deutsche Kriegsrüstung. Von den Amerikanern beschlagnahmt, wurde sie 1949 vom Erzbistum Bamberg erworben, samt erwähnter Baracke und den dazugehörigen Ländereien. Stark involviert war der Diozesan Jugend Seelsorger Jupp Schneider. Seitdem dienen Burg und Areal als Jugendstätte.
Offenbar lag die Idee nahe, die zahlreichen Jugendlichen, die die Burg besuchten, für den Segelflug zu begeistern. J. Schneider und einige Luftsport-Begeisterte, darunter der langjährige Bürgermeister von Ebermannstadt, Karl Theiler hatten die Idee, westlich der Burg am Gelände der „Langen Meile“ eine Segelflugschule aufzubauen. Mit der Zustimmung des Erzbischofs Josef Otto Kolb konnte es losgehen.
Im Juni 1952 erfolgte die amtliche Zulassung und Inbetriebnahme als Segelflugschule für die katholische Jugend.
Am 06.Juli 1952 fand die offizielle Einweihung mit einem Feldgottesdienst im Burghof durch den Erzbischof persönlich statt. Sogar eine Grußadresse des Bundeskanzlers Konrad Adenauer soll es gegeben haben. (Anmerk. D. Verf.: von soviel Enthusiasmus für die Fliegerei durch die Politik kann man heute nur noch träumen).
Im Jahr 1953 wurde die Beschränkung auf die katholische Jugend aufgehoben, und der Segelflugbetrieb wurde mithilfe der doppelsitzigen Schulungsmaschine Gö-4 sowie den Schulgleitern SG-38 durchgeführt. Die A-Prüfung konnte nach den ersten drei Geradeaus-„Hüpfern“ abgelegt werden, während die B-Prüfung durch die ersten drei Platzrunden bestanden wurde. Der institutionelle Wandel brachte auch einen neuen Namen mit sich, fortan lautete dieser „Fränkische Fliegerschule Burg Feuerstein“. Der Erbpachtvertrag für das Gelände wurde auf eine Laufzeit von 99 Jahren festgelegt, was langfristige Planungen und Investitionen ermöglichte.
Der Motorflug war noch bis 1955 verboten, so mussten die Flugzeuge, MÜ13E und Grunau-Baby mit der Seilwinde in die Luft geschleppt werden. Deren Schlepp-Höhe ist begrenzt und der Höhenbuckel in Platzmitte dürfte für hohen Seilverschleiß gesorgt haben. Ein „Fieseler Storch“ gehörte zu den ersten Schleppflugzeugen, der später weitere Muster folgten wie eine Morane, Piper PA12, PA 18 und PA18 Super-Cub.
In den 60iger Jahren erfolgte der Bau der Flugzeughalle I.
Als fliegende Ausstattung nennt Chronist Weber drei mal Specht-Doppelsitzer, drei mal Grunau Baby, Ka6, Ka7 und Ka8, L-Spatz und SF27.
1965 übernahm der erst 26 jährige Gerhard Stolle die Leitung der Flugschule. Unter seiner Leitung war der Andrang so groß, „…dass die Lehrgangsgruppen auf Vormittag und Nachmittagsschichten aufgeteilt werden mussten“
1967/68 Bau des „Tower“.
In diesen Jahren wurden viele Motorsegler-Treffen und Motorsegler-Meisterschaften organisiert und erfolgreich durchgeführt. Dadurch wird die Flugschule auch international bekannt.
1978 erhält die Fliegerschule das Diplom „Otto Lilienthal“.
1980 würdigt der Freistaat Bayern die Arbeit der Schule und seiner Mitarbeiter mit der Verleihung des Titels „Landesleistungszentrum für Segelflug und Motorsegler“.
1982 verstirbt Gerhard Stolle mit 43 Jahren jung. Die Leitung übernimmt der Siemens-Direktor i.R. Rudolf Stolle (nicht verwandt).
1983 beginnt Peter Hanusa als hauptamtlicher Beauftragter für Luftaufsicht und Fluglehrer an der Flugschule. (Anmerkung: Insidern ist Hanusa bekannt für seinen Nachbau einer Focke-Wulf Fw190).
1985 übernimmt Siegfried Frank Johann Schütz als die Geschäftsführung und Ausblidungsleitung.
Lärmschutz wird zum Thema, die Schleppflugzeuge werden erstmals mit lärmminderndem Auspuff versehen.
Im August 1993 findet die Deutsche Meisterschaft für Motorsegler statt.
Es folgen wirtschaftliches Wachstum und viele Baumaßnahmen. Die Motorflugschulung wird verstärkt bis schließlich 4 vier Diamond DA20 Katana eingesetzt werden, deren Benzinverbrauch und Geräuschemissionen deutlich geringer ist, als bei den älteren Mustern. Die Ultraleicht-Schulung wird aufgenommen.
Behördliche Auflagen erzwingen 2002 den Neubau der Tankstelle.
Unter dem neuen Ausbildungsleiter Michael Zistler (ehemaliger Trainer der deutschen Nationalmannschaft) wird 2014 der Segelkunstflug forciert. Am Feuerstein wird via der Internetplattform Jochen Schweizer Segelkunstflug für Gäste angeboten.
Die Dächer der 3 Flugzeughallen werden 2020 erneuert und komplett mit PV Anlagen ausgestattet.
Die Fliegerschule führt 2021 erfolgreich die DMJ durch, die deutsche Meisterschaft im Segelflug der Jugend in zwei Klassen mit rund 70 Teilnehmern und acht Schleppflugzeugen.
Im Sommer 2022 findet die Feier zum 70-jährigen Bestehen statt.
Die Chronik wurde 2012 erstellt von Ernst Weber unter Hilfe von Walter Schmidt.
Ergänzt und bearbeitet 2022 von Götz Kratzer.